01.02.2025

Über Ursachen und Folgen der Schlaf-Apoe

Interview mit Dr. Albrecht Vorster - Leiter des Swiss Sleep House Bern

Lieber Herr Dr. Vorster, ca. 1,5 Millionen Menschen in der Schweiz schnarchen nachts. In diesem Zusammenhang hört man auch von der sogenannten Schlafapnoe, also den Atemaussetzern während des Schnarchens. Wie lange können diese andauern und welche Auswirkungen haben sie?

Die Atemaussetzer können zwischen 10-30 Sekunden dauern. Zum Teil sogar länger, was besonders die Bettnachbarin bzw. den Bettnachbarn oft sehr erschreckt. Je grösser die Vorbelastungen eines Patienten durch Herz- oder Lungenerkrankungen sind, umso mehr leidet der Körper.

Man sollte dann aufmerksam werden, wenn die Schlafdauer im normalen Rahmen liegt, man morgens aber nicht erholt, sondern wie gerädert aufsteht. Tagesschlaf-Attacken mehren sich, man wird unkonzentrierter, wodurch sich sowohl die Fehler- als auch die Unfallquote am Arbeitsplatz und im Strassenverkehr deutlich erhöhen.

Wichtig ist es, wie oft man in der Nacht solche Aussetzer hat, denn durch das häufige Aufwachen wird der nächtliche Schlaf extrem gestört. Wichtige Regenerationsprozesse können dadurch nicht abgeschlossen werden. Es besteht gar ein Zusammenhang zwischen Apnoe und einem erhöhten Demenzrisiko. Die vaskuläre Demenz wird durch ein erkranktes Herz-Kreislauf-System ausgelöst. Ausserdem steigt das Risiko für Bluthochdruck sowie erhöhte Cholesterinwerte.

Gibt es Menschen, die besonders zum Schnarchen bzw. zur Apnoe neigen?

Je übergewichtiger ein Mensch ist, desto grösser ist die Wahrscheinlichkeit des Schnarchens. Fett verhält sich im Körper sehr raumfordernd und darunter leidet auch die Atem- und Rachenmuskulatur. Reduzieren Menschen mit einem BMI über 25 ihr Körpergewicht um 10kg, sinken die Atemaussetzer um die Hälfte.

40% der Bluthochdruck-Patienten leiden an einer Schlafapnoe. Behandelt man diese erfolgreich, kann man ein Bluthochdruck-Medikament einsparen. Ebenfalls tendieren wir im Alter mehr zum Schnarchen, weil unsere Muskel- und Gewebespannung im Rachen abnimmt. Hier kann man mit einem gezielten Rachenmuskel-Training, beispielsweise mit einem Digeridoo oder logopädischen Übungen, gute Erfolge erzielen.

Was beeinflusst sonst noch das Schnarchen?

Starke Auslöser sind Schlafmedikamente und Alkohol. Bei Schlafmitteln handelt es sich grundsätzlich um Muskelrelaxantien, also wird auch unsere Rachenmuskulatur mehr entspannt. Beachtlich, dass 2/3 aller Schlafmittel an Frauen über 65 Jahre verschrieben werden. Zudem zeigen Untersuchungen, dass im Rentenalter der Alkoholkonsum steigt. Die über 65jährigen Seniorinnen und Senioren trinken durchschnittlich doppelt so viel Alkohol wie die 25Jährigen. Das lässt sich dadurch erklären, dass das Genusstrinken steigt, man gönnt sich öfter «ein Gläschen», gleichzeitig fehlt es meist an regelmässiger Bewegung und die Muskelspannung lässt erheblich nach.

Anatomisch gesehen gibt es noch folgende Risikofaktoren: Vergrösserte Tonsillen (Mandeln), eine zu grosse Zunge, die den Atemweg verengt, Rauchen und Stress.

Wie schätzen Sie den Anteil der richtigen Liegelage zur Verbesserung einer Apnoe ein?

Etwa 50% der Schlafapnoeiker kann man lagerungstechnisch helfen. Schnarchen tritt besonders in der Rückenlage auf. Am besten gewöhnt man sich das Schlafen in der entspannten Seitenlage an. Sollte man die Rückenlage trotzdem bevorzugen, wählt man am besten eine festere Matratze, damit man im Brustkorb nicht zu sehr einsinkt und die Atemwege verengen. Ausserdem raten wir zu einer Schräglage des Oberkörpers. Dies funktioniert durch das Unterlegen des Lattenrostes mit einem 10cm Keil oder mittels einer Motorfunktion. So sorgen wir auch bei Sodbrennen und Reflux für Erleichterung.

Zuletzt möchten wir gerne wissen, welchen Einfluss die Nasenatmung auf das Schnarchen hat.

Die verbreitete Mundatmung trägt sehr zum Schnarchen bei. Der Rachenraum trocknet aus und das Schnarchen wird begünstigt. Durch den sogenannten dreifachen Mundschluss (Lippen, Gaumen und Kiefer) übernimmt die Nase die Atmung. Diese Nasenatmung reinigt, erwärmt und befeuchtet nicht nur die Einatemluft sondern stärkt auch unser Zwerchfell. Die Atemmuskulatur wird automatisch positiv stimuliert.

Ganz herzlichen Dank für all die spannenden Erläuterungen aus Ihrer Sicht als Schlafmediziner!